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Editorial


Liebe Leserinnen und Leser,

diese Website zu Klimaschutz und Klimawandel versteht sich als Plattform für Informationen. Sie hat keinen Alleinvertretungsanspruch, schließlich gibt es bereits etliche gute Websites mit unterschiedlichen Schwerpunkten für verschiedene Nutzergruppen (siehe Menüleiste „Adressen und Tipps“). Auf dieser Website sind „Meldungen“, Hintergrundberichte und eine monatliche „Klimachronik“ zu finden. Unter „Hintergrund“ werden wissenschaftliche Studien, Gesetze, Techniken oder Best-Practice-Beispiele vorgestellt. Ab und zu wird es auch mal einen Kommentar zum politischen Geschehen geben, wenn mir etwas auf den Nägeln brennt.

Ich betreibe www.klimaseite.info ohne öffentliche oder private Zuschüsse, als Ein-Mann-Unternehmen sozusagen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und auf Tagesaktualität. Deshalb ist auch kein aufwendiges Layout drin. Die Seite ist bewusst schlicht gehalten. Weil Diskussionen moderiert werden müssen, verzichte ich auf eine Feedbackfunktion. Kritik, Zustimmung oder Lob nehme ich per Mail entgegen. Eingefleischte Klimawandelskeptiker oder -leugner dürften sich auf dieser Website kaum wiederfinden. Allen anderen wünsche ich viel Spaß beim Blättern, Stöbern und Lesen!    

Noch ein Hinweis in eigener Sache: Im November 2021 hat der oekom Verlag mein Sachbuch „Deutschland in der Klimakrise - Was versäumt wurde und jetzt zu tun ist“ veröffentlicht (weitere Infos s. unten).

Reinhardt Kleinöder

April 2023



Kommentar

Die Null-Lösung

Der Berg kreiste und gebar eine Maus. Nach zweitägigen Verhandlungen des Koalitions-ausschusses hat sich die FDP mit ihrem Desinteresse an konsequentem Klimaschutz erneut gegen die Grünen durchgesetzt. Wie man hört, war die SPD eher bei der FDP als bei grünen Positionen zu finden, was wohl den Ausschlag gab. Im Endeffekt hat eine konservative Linie obsiegt.
Wie von der FDP gewünscht, werden auch Straßenbauprojekte (Autobahnen und Bundes-fernstraßen) beschleunigt, insgesamt 144 Projekte mit Hunderten von neuen Autobahnkilometern, an denen immer Photo-voltaikanlagen stehen sollen, als Zuckerl für die Grünen. Für den Ausbau der Photovoltaik wäre allerdings die verpflichtende Installation auf allen neuen Gebäuden nach dem Muster des Landes Baden-Württemberg sinnvoller gewesen. Die weitere Finanzierung von Bun-desfernstraßen und gar eine Beschleunigung sind natürlich kontraproduktiv für den Klima- und Naturschutz. Die beiden anderen Parteien können vermutlich damit bestens damit leben, dass die Grünen im Gegenzug mehr Geld für die Bahn verbuchen dürfen. Verkehrspolitisch wird also weiter mehrgleisig gefahren, statt sich auf Bahn, Radverkehr und öffentlichen Nahverkehr zu konzentrieren, was beim miesen Zustand der Bahn im Endeffekt bedeutet, dass die Schiene weiter hinter die Straße zurückfallen wird.
Wie von der FDP gewünscht, wird das Klima-schutzgesetz (KSG) insofern entschärft, als die Sektorziele nicht mehr zwingend eingehalten werden müssen. Konkret kann Wissings Ver-kehrssektor für 2023 erneut sein CO2-Limit überschreiten, wenn andere Sektoren ihres entsprechend unterschreiten. Wissing, der bereits zweimal die Messlatte gerissen hat, ist damit aus der Verantwortung, ebenso wie seine Kollegin Geywitz (SPD) mit dem gleichen Problem. Das scharfe Schwert des KSG ist also ein Stück stumpfer geworden: ein Rückschlag für den Klimaschutz in Deutschland, selbst wenn Ende des Jahres in Summe der Sektoren das Emissionsziel des KSG erreicht werden sollte. Dass die Grünen diesen Rückschritt als notwendige Flexibilisierung verkaufen, ist entweder Naivität oder Schönfärberei. Vielleicht haben sich die Grünen ja damit ge-tröstet, dass wenigstens der (schon vorher vereinbarte) 65 -Prozent-Anteil von erneuer-baren Energien bei neu installierten Heizungen Bestand hatte.
Wo die „großen Schritte in Richtung Zukunft“ sein sollen, so die Erfolgsmeldung des Generalsekretärs Lars Klingbeil, bleibt ein Rätsel. Ähnlich euphorisch wollte FDP-Chef Christian Lindner gar einen „Para-digmenwechsel“ erkennen, wo keiner ist. Im Klimaschutz ist eher Stagnation festzustellen, wie die Treibhausgas-Emissionen 2021 und 2022 ja auch zeigen. Fazit: Wieder ist eine Chance vertan, das 1,5-Grad-Ziel von deutscher Seite zu erreichen. (rk, 29.03.2023)

Aktuelles

Temperaturrekorde

Der Deutsche Wetterdienst verzeichnet für Deutschland einen Temperaturanstieg  von 1,7 Grad Celsius seit dem Beginn systematischer Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Die Durchschnittstemperatur des Jahres 2022 betrug 10,5 Grad Celsius wie zuletzt 2018, während das langjährige Mittel 1961 bis 1990 noch bei 8,2 Grad lag: ein deutlicher Trend der Erwärmung. 

Emissionen sinken - zu langsam

Nach aktuellen Zahlen des Umweltbundesamts sind die Treibhausgasemissionen 2022 in Deutschland mit 746 Mio. Mio. Tonnen CO2 äq gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent leicht gesunken, überschreiten allerdings im Verkehrssktor und Gebäudebereich die Höchst-grenze des Klimaschutzgesetzes das zweite Mal in Folge. Nach Verifizierung der Zahlen durch eine Expertenkommission müssen die betrof-fenen MinisterInnen Geywitz und Wissing nun Maßnahmen zur Emissionsminderung vor-legen.

Das ist unser Limit

Der bekannte Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber schlägt als Maßnahme gegen die Erderwärmung vor, die maximal zulässigen CO2-Emissionen pro Bundesbürger auf ein Budget von 3 Jahrestonnen zu begrenzen und einen privaten Emissionshandel zu ermögli-chen.

Kommentar

Putin gestoppt, Pandemie am Auslaufen, Energiepreise gebremst, Gasspeicher voll, also alles in Butter? Nicht ganz. Denn die Klimakrise, weiterschwelend, aber von anderen Krisen und Kriegen überdeckt, drängt wieder in den Vordergrund. Es sind entscheidende Wochen für die Bundesregierung. Die mediale Aufregung um das nahe Verbrenner-Aus bei Heizungen und das auch nicht mehr allzu ferne Aus bei Autos kommt der Opposition gelegen, muss die Bundesregierung aber beunruhigen. Längst ist noch nicht überall im Lande angekommen, dass wir uns für das Ziel der Klimaneutralität von den fossilen Energie-trägern und Kraftstoffen verabschieden müssen. Und das muss jetzt geschehen, um den deutschen Beitrag zur Erfüllung des 1,5-Grad-Ziels abzuliefern. Denn derzeit ist die Welt auf 3-Grad-Kurs und auch wir Deutschen haben unsere Hausaufgaben von Paris 2015 längst noch nicht gemacht. In dieser Situation klammert sich die so innovationsfreudige FDP an überkommene, weil klimaschädliche Motor-technik und will weiter Autobahnen bauen, obwohl jetzt alle Finanzmittel und alle Plan-ungskapazitäten auf die Sanierung maroder Infrastruktur und den Ausbau von ÖPNV und Bahn zu konzentrieren wären, damit diese umweltfreundlichen Alternativen zum Auto endlich attraktiv werden. Es geht aber nur vordergründig um den Streit FDP gegen Grüne, der eigentliche Konflikt liegt im Grund-sätzlichen. Wie lange kann es sich die Bundes-regierung in Gestalt der Minister Wissing und Geywitz leisten, gegen eigene Gesetze zu verstoßen, konkret das Klimaschutzgesetz? Im Gebäude und im Verkehrsbereich wurde in den letzten beiden Jahren mehr CO2 emittiert, als gesetzlich erlaubt und bisher liegen aus den beiden Ressorts nur untaugliche Besserungs-vorschläge auf den Tisch. Weil die Regierungen unter Kanzlerin Merkel die Klimakrise ausgesessen und wichtige Weichenstellungen für den Klimaschutz versäumt haben, ist die jetzige Bundesregierung umso mehr gefordert. Die Union, derzeit im Zustimmungshoch, kann sich nun in Ruhe anschauen, wie die „Ampel“ mit den Altlasten zurechtkommt, die sie und die Große Koalition hinterlassen haben: klaffende Baugruben, wohin das Auge blickt, ob Sozialwohnungen, Bundeswehr oder Bahn. Die SPD, mitschuldig an manchem Versäumnis der Vergangenheit, sollte hingegen nicht abwarten. Die Verabschiedung von Verbrennungsmotor und Ölkessel und der forcierte Ausbau der erneuerbaren Energien hätten nämlich schon im vergangenen Jahrzehnt passieren müssen. Aber die SPD verhält sich merkwürdig still in der aktuellen Diskussion. Die Bundeswehr scheint mit dem neuen Minister auf Kurs zu sein, aber die Bundesbauministerin, ebenfalls von der SPD, wirkt überfordert angesichts der gewaltigen Aufgabe, mehr Wohnungen zu bauen, die Sanierungsrate zu verdoppeln, im Neubau mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) hohe Energiestandards zu setzen und fossile Heizungen aus dem Verkehr zu ziehen, denn nur so kann sie künftig die CO2-Höchstgrenzen des Klimaschutzgesetzes einhalten. Ihrem Kollegen Wissing fällt auch nichts Rechtes ein, was sein Ressort zur CO2-Reduzierung beitragen könnte, weil ein Tempolimit oder der Stopp der Fernstraßenausbau mit der FDP nicht zu machen sind. Lindner und Wissing vertrösten uns lieber auf eine strahlende Zukunft mit neuen AKWs und billigem, garantiert klimaneutralen Sprit. Aber Klima-schutz ist kein Spleen oder Hobby der Grünen, auch keine bloße Klientelpolitik, sondern geht uns alle an, weil essentiell für unser Leben und unsere Erde. Herr Bundeskanzler, übernehmen Sie, hier ist Führung gefragt!

Kommentar                    

Lützerath bleibt (idealerweise)

Es sollte wohl ein schlauer Deal werden, was Bund und Land NRW in Gestalt der grünen Minister Habeck und Neubaur mit den Bossen von RWE vor einiger Zeit vereinbarten: RWE darf nur noch die Hälfte der genehmigten Menge an Braunkohle im Tagebau Garzweiler II abbauen und steigt nicht erst 2038, sondern bereits 2030 aus der Kohleverstromung und dem Kohleabbau aus. Zwei RWE-Kraftwerks-blöcke in Neurath, deren Ende ursprünglich für 2022 vorgesehen war und dürfen im Gegenzug bis März 2024 weiterlaufen. Für den Abbau muss das bereits verlassene Dorf Lützerath weg, dafür können aber fünf andere Dörfer am Rande des Tagebaugebiets bleiben. Ein typischer Kompromiss zwischen Politik und Wirtschaft, nicht der erste und sicher auch nicht der letzte? Aber der Schuss ist nach hinten losgegangen. Die Grünen, denen diese Geschichte jetzt auf die Füße fällt, müssen einen Vertrauensverlust verbuchen, statt Punkte für die nächsten Wahlen zu machen. Lützerath füllte eine Woche die Schlagzeilen, geradezu lustvoll gingen die Kommentatoren der Frage nach, ob die Grünen hier nicht gegen ihre eigenen Prinzipien verstießen. Ex-Umweltminister Trittin von den Grünen hatte im „Spitzengespräch“ mit dem Spiegel keine Mühe, den Deal zu begründen, unter Hinweis auf das CO2, das so der Atmosphäre erspart bleibe und mit dem Wunsch, in den ostdeut-schen Braunkohlerevieren müsse 2030 ebenfalls Schluss sein (wo jedoch die Landesre-gierungen nicht mitziehen).
Die Klimaaktivisten, die sich auf Straßen festklebten und die Blockierer in Lützerath haben zweifellos den Finger in die Wunde gelegt. Sie waren verdammt nah dran an den Ursachen der Klimaerwärmung, viel näher kann man dem Problem kaum kommen. Und sie haben sich für unsere Zukunft den Arsch abgefroren. Die Polizei, die für Recht und Ordnung sorgen musste, ebenso.
Eins ist klar: diese Braunkohle, wie alle fossilen Energieträger weltweit, müsste in der Erde bleiben, sogar noch dringlicher als Erdöl, Erdgas und Steinkohle, weil bei der Braunkohle-Verstromung im Vergleich am meisten CO2 pro erzeugte kWh entsteht. Die Staatengemeinschaft weltweit muss sehr rasch runter von fossiler Energie, insbesondere von der Kohle, um das 1,5 Grad-Ziel noch zu schaffen.
Der RWE-Konzern verdient Geld mit dem Kohleabbau, weiß aber andererseits genau, dass die Zeit dieses Energieträgers zu Ende geht, nicht nur, weil die Bundesregierung das will, sondern aufgrund der Markt-mechanismen. Der CO2-Preis im EU-Zertifi-katehandel steigt stetig, die Kohleverstromung wird zusehends unwirtschaftlicher wird und RWE könnte die Kohle in einigen Jahren nicht mehr loswerden. Der Energiekonzern geht bereits Schritt für Schritt raus aus der Kohle und investiert dafür in erneuerbare Energien. Das ist ein wohlüberlegter Strategiewechsel und eine gute Investition in die Zukunft, da AnlegerInnen zunehmend die Finger von schmutzigen Aktien lassen und lieber grüne Aktien kaufen (Stichwort „Divestment“). Fossile Energieträger und daran beteiligte Unternehmen werden immer mehr zur Belastung für Investmentsfonds, nicht nur fürs Klima. Auch vor diesem Hintergrund ist der Braunkohleabbau nicht mehr tragbar, das Weiterbaggern über Lützerath hinaus falsch, weil das fossile Elend nur verlängert wird. Dieser Deal, im Dezember 2022 auch vom Bundestag abgesegnet, ist also letztlich aus mehreren Gründen mindestens fragwürdig. In der Frage, ob denn dieser Kohlestrom tatsächlich gebraucht wird, stehen Aussage gegen Aussage, ein Gutachten (DIW, Uni Flensburg u.a.) gegen das andere (Land NRW). Ist dieser Kohlestrom als Ersatz für den Strom aus Erdgas am Ende deshalb unverzichtbar, weil Deutschland ab April 2023 auch auf Atomstrom verzichtet? Wurde also Lützerath letztlich für den Atomausstieg geopfert? Immerhin ersetzen die beiden Kraftwerks-blöcke in Neurath mit ihrer Leistung von 1,2 GW in etwa ein Atomkraftwerk.
Ist Lützerath nur ein Symbol oder gar das „falsche Symbol“, wie Habeck verlautbarte? Symbole können erstaunliche Macht entfalten, das haben die Grünen wohl unterschätzt, müssten sie aber aus der eigenen Widerstands-geschichte eigentlich wissen. Ursprünglich wollten sie den Kohleausstieg 2030 für ganz Deutschland ja schon im Koalitionsvertrag für 2030 (statt erst 2038) fest verankern, aber da machten FDP und SPD nicht mit. „Idealer-weise“ passiere der Kohleausstieg bereits 2030, hieß es dann optimistisch. Das Drama von Lützerath begann also im Grunde mit dieser (oft zitierten und belächelten) Formulierung. Dass die Grünen im Nachhinein Pflöcke einrammen wollten, ist ihnen an der Stelle zwar gelungen, aber zu einem hohen Preis. Allerdings stehen alle Parteien in der Verant-wortung für einen raschen Ausstieg aus der Braunkohle und konsequenten Klimaschutz. Wir kommen nicht voran, wenn Klimaschutz weiter als Privatangelegenheit der Grünen behandelt wird. Und die dürfen  nicht länger Versorgungssicherheit über CO2-Minderung stellen. (rk, 16.01.2023)

"Wasseralarm: weniger Grundwasser - weniger Trinkwasser" ... siehe Hintergrund

Attributionsforschung, wie Friederike Otto von der Universität Oxford sie betreibt, untersucht, ob ein Wettereignis mit einiger Wahrschein-lichkeit auf den Klimawandel zurückzuführen ist.  Die jüngste Hitzewelle in Großbritannien etwa, bei denen das Thermometer erstmal über 40 Grad Celsius stieg, wurde mit den Messreihen aus historischen Temperaturaufzeichnungen und mit Klimamodellen verglichen. Ergebnis: die Erderwärmung hat diese Hitzewelle mindestens um das Zehnfache wahrschein-licher gemacht. Schon 2020 hat der britische Wetterdienst Met Office ermittelt, dass Hitzewellen mit 40 Grad in Großbritannien aufgrund der Erderwärmung von aktuell 1,2 Grad im globalen Durchschnitt alle 100 bis 300 Jahre zu erwarten seien, ohne aber nur alle 1.000 -10.000 Jahre. In der Tendenz stimmen also beide Studien überein: Der Klimawandel macht Hitzewellen sehr viel wahrscheinlicher.


Nachrichten

Kohlendioxid einfangen und als Rohstoff nutzen ... siehe Hintergrund

Gefahr für Leib und Leben - Der Klimawandel macht uns krank ... siehe Meldungen

Die Energiekrise: ein energiepolitisches Desaster mit Vorgeschichte ... siehe Hintergrund

Wenn das Klima kippt - die kritischen Punkte ... siehe Hintergrund

Städte im Hitzestress und Maßnahmen dagegen ... siehe Hintergrund

Was Computer und IT zur Erderwärmung beitragen ... siehe Meldungen

Wie lange reicht unser CO2-Budget?  ... siehe Meldungen

Schlimmste Dürre seit über 500 Jahren in Europa ... siehe Hintergrund

Droht Wasserknappheit? Wasser-management notwendig ... siehe Meldungen

Bauboom treibt Flächenfraß und Versiegelung weiter voran ... siehe Hintergrund

Extremwetter in Deutschland - Forschung liefert Fakten  ...  siehe Meldungen

Schneller Klimawandel

Die Weltwetterorganisation WMO warnt im Mai 2022, die 1,5-Grad-Grenze könne bereits bis 2026 erreicht sein, also schneller, als Wissenschaft und Politik bisher angenommen haben. In den kommenden vier Jahren liege die Wahrscheinlichkeit dafür bei fast 50 %. Zudem sei mit neuen Hitzerekorden zu rechnen.

Quelle: www.tagesschau.de, 10.05.2022 

Gletscherschwund

Durch Satellitenaufnahmen per Radar gelang es Forscher*innen, ein dreidimensionales Bild von Gletschern der Antarktis anzufertigen. Sie mussten dabei feststellen, dass die Gletscher Pope, Smith und Kohler deutlich schneller schmelzen, als bislang vermutet. Neben der atmosphärischen Erwärmung werden die ins Meer ragenden Gletscherzungen auch von warmem Tiefenwasser unterspült. Dies lässt Rückschlage auf die ebenfalls schmelzenden, aber weit mächtigeren Gletscher Thwaites und Pine-Island zu. Das Abschmelzen und Verschwinden dieser beiden Eisriesen in der Westantarktis mit über 350.000 km² Fläche würde einen Meeresspiegelanstieg von 1,20 m nach sich ziehen.

Quelle:
„Pope, Smith und Kohler schmelzen dahin", Benjamin von Brackel, Süddeutsche Zeitung, 21.02.2022

Kommentare

Klimaschädliches Fliegen
Kondensstreifen und CO2.pdf (216.86KB)
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Was macht Cem Özdemir?
Kranke Landwirtschaft_1.pdf (139.82KB)
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Wo bleibt das Klimageld?
Kommentar Klimageld.pdf (145.02KB)
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Kommentar zur UN Klimakonferenz
Die COP 26 in Glasgow.pdf (142.09KB)
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Die Sache mit den Verboten
Nachlese zur Wahl.pdf (141.86KB)
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Ein paar Zahlen ...

Deutschland hat letztes Jahr 746 Mio. Tonnen CO2 äq an Treibhausgasen verursacht. Laut Klimaschutzgesetz müssen diese Emissionen bis 2030 auf 440 Mio. t sinken. Dazu müsste sich aber die aktuelle Absenk-Geschwindigkeit fast verdreifachen.

Für 2022 prognostiziert das "Global Carbon Projekt", eine weltweite Kooperation von über 100 Wissenschaftlern, globale CO2-Emissionen in Höhe von etwa 40 Mrd. Tonnen, das sind bezogen auf die Erdbevölkerung von inzwischen 8 Mrd. Menschen 5 Tonnen CO2 pro Kopf. Die Deutschen emittieren allerdings mit etwa 11 Tonnen pro Kopf mehr als doppelt so viel.

1950 gaben die Deutschen etwa 50 % ihres Haushaltseinkommens für Nahrungsmittel aus, heute sind es weniger als 10 %.

Immer noch 76,4 % der in Deutschland genutzten Primärenergieträger sind fossilen Ursprungs (Erdöl, Erdgas, Steinkohle, Braunkohle).

Lächerliche 8 Cent Pfand bringt eine normale Mehrweg-Bierflasche ein. Dafür macht kaum ein Flaschensammler den Rücken krumm.

2019 wurden weltweit etwa 460 Mio. Tonnen Plastikmüll produziert, 353 Mio. t landeten im Müll. Nur 10 % der Plastikprodukte werden wiederverwertet, 22 % enden auf wilden Müll-halden oder in der Landschaft.

Konventionell in Deutschland angebaute Äpfel (bzw. die Apfelbäume) wurden 2020 in Durchschnitt 28,2 mal mit Pestiziden besprüht.

Das Schürfen von Bitcoin fraß im Jahr 2021 insgesamt 137 Terawattstunden Strom. Diese Menge entspricht 24 % des deutschen Brutto-stromverbrauchs im gleichen Jahr.

Weltweit dienen 47 Prozent der Getreideernte als Tierfutter, wandern also in die Futtertröge. In  Deutschland sind es sogar 58,2 % und hier werden nur 20,2 % zu Lebensmitteln (Brot) und 8,9 % zu Energie.

In Russland brannten im letzten Jahr (2021) 53.600 Quadratkilometer Waldfläche ab; weltweit die größte Fläche, die durch Waldbrände verloren ging.

Die Böden in Deutschland haben sich von der Trockenheit der Jahre 2018-2020 bis heute nicht erholt. Gleichzeitig gab es in diesen drei Jahren jeweils so viele Waldbrände, wie zuletzt im Hitzejahr 2003. Bis Mitte Juli 2022 ist im langjährigen Durchschnitt noch nie so viel Waldfläche verbrannt wie dieses Jahr.    

Im März waren auf deutschen Dächern und Grundstücken 2,2 Millionen Photovoltaik-anlagen mit einer Nennleistung von insgesamt 58.400 Megawatt installiert, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Damit nahm die Zahl der Anlagen im Vergleich zum März des Vorjahres um 10,1 Prozent zu.

Eine von der Bundesregierung  beauftragte Studie ergab, dass der  Klimawandel Deutschland im Durchschnitt jährlich 6,6 Mrd. Euro kostet. Die letzten Jahre von 2018 bis 2021 schlugen mit rund 80 Mrd. Euro allerdings besonders stark zu Buche. Die trockenen und heißen Sommer 2018 und 2019 verursachten Ernteausfälle und Waldschäden in Höhe von 35 Mrd. Euro, die Sturzfluten und Überschwemmungen in 2021 (vor allem an Ahr und Erft) rund 40 Mrd. Euro. Dazu kamen 5 Mrd. Euro an Sturm- und Hagelschäden.

Der größte Windpark der Welt "Hornsea Project 2" mit 1.320 Megawatt Leistung und 165 Windturbinen (Siemens Gamesa) liegt in der Nordsee, etwa 90 km östlich der britischen Küste, vor Yorkshire. 

Naturschutzgebiete belegen in Deutschland nur 6,4 % der Landes- und Meeresfläche.

Aktuelles 

Die Weltnaturkonferenz in Montreal beschließt, 30 Prozent der Land- und Wasser-flächen bis zum Jahr 2030 unter Naturschutz zu stellen, den Pestizideinsatz zu halbieren und eine finanzielle Unterstützung von 20 Mrd. Dollar pro Jahr bis 2025 für arme Länder im globalen Süden bereitzustellen, wo insgesamt mehr Schutzgebiete und größere Artenvielfalt existieren. Das Ergebnis wird allgemein als Erfolg gewertet, auch von Bundesumwelt-ministerin Lemke, aber es scheint unklar, ob es ausreicht, das Artensterben zu stoppen. Zudem wurde kein einheitlicher Schutzstatus fest-gelegt. Deutschland hat das 30 %-Flächenziel mit seinen Natur- und Landschaftsschutz-gebieten bereits erreicht.

Dreizehn Thesen

Alle sind für Klimaschutz, solange es nicht konkret wird oder sie persönlich betrifft? Tatsächlich scheinen eine Reihe von Fakten bei Medien und Öffentlichkeit noch nicht angekommen zu sein oder haben keine Verhaltensänderungen bewirkt. Das hat seinen Grund.

Dreizehn Thesen zur Klimapolitik

1. Weder global noch national sind wir auf Kurs zum bereits 2015 in Paris beschlossenen 1,5-Grad-Ziel. Es gibt richtige Ansätze in der deutschen Politik, aber das Tempo der Senkung unseres zu hohen Energieverbrauchs und der Treibhausgase ist viel zu langsam.
2. Wie kommen wir von den 746 Mio. CO2 äq im letzten Jahr bis 2030 auf 440 Mio. CO2 äq herunter? Die deutschen Klimaschutzziele können nur erreicht werden, wenn die relevanten Bundesministerien kooperieren, parteitaktische Überlegungen und Profilierung in der Ampelkoalition zurückstehen und die Zielerreichung als gemeinsames Projekt getragen ist. Derzeit scheint das nicht der Fall zu sein.
3. Der Klimaschutz in Deutschland kann nicht allein Sache des Habeck-Ministeriums sein, sondern ist eine Frage von nationaler Tragweite. Deshalb muss der Bundeskanzler hier qua Richtlinienkompetenz steuern, Konflikte moderieren und notfalls Entschei-dungen treffen. Will er die Ressort-zuständigkeiten nicht antasten, sollte er das Bundeskanzleramt mit der Koordination beauftragen oder regelmäßige Sitzungen eines Klimakabinetts mit Geywitz, Habeck, Wissing, Özdemir, Lindner und Lemke einberufen.
4. Die Klimawende hin zur Klimaneutralität bedeutet im Endeffekt einen tiefgreifenden gesellschaftlichen, politischen und technischen Umbruch, eine Transformation, die die Emissionssektoren Energie, Verkehr, Gebäude, Wirtschaft und weitere betrifft. Die Vollendung der „Energiewende“, die bislang nur im Teilbereich Strom aus erneuerbaren Quellen zufriedenstellend läuft, nicht aber bei Wärme oder bei der Energieeffizienz, reicht bei weitem nicht aus.
5. Die „Klimawende“ besteht also mindestens aus einer Energie- , Verkehrs-, Gebäude- und Agrarwende, wahrscheinlich kann man hier auch die Ernährungs- und Konsum-wende  ergänzen. Und natürlich den Wandel zu einer nachhaltigen und klimafreundlicheren Wirtschaft.
6. Diesen Wandel oder Umbruch zügig und möglichst konfliktarm zu gestalten, ist weniger eine Frage neuer Techniken, sondern läuft auf einen Prozess, auf eine politische und gesellschaftliche Transformation hinaus. Es kommt also nicht darauf an, eine neue Technologie, sei es die Wasserstoffnutzung oder in der CO2-Speicherung zu finden oder in der Breite anzuwenden, was nicht heißt, dass wir diese nicht bräuchten. Wer nach einem Technik-Schalter sucht, der den Klimawandel stoppen kann, wird nicht fündig werden.
7. Ohne diese Gesamtsicht, ohne ganz-heitliches Denken und Handeln bleibt Klimapolitik Stückwerk, ist kein konsistenter und konsequenter Klimaschutz möglich, weil dann die Zahnräder nicht ineinandergreifen, Synergien ungenutzt bleiben, sich Fach-bereiche und Ressorts gegenseitig behindern oder gar torpedieren. Leider bildet diese missliche Situation aber recht genau die aktuellen Realitäten auf Ebene von Bund Ländern, Kommunen ab, also dort, wo Klima-schutz geplant und umgesetzt wird.
8. In der letzten 20 Jahren war Klimaschutz nichts weiter als ein „nice to have“, es  galten andere Prioritäten in der Bundespolitik, weshalb die Reduktion der Emissionen viel zu langsam ging. Weil sich das Zeitfenster für das 1,5 Grad-Ziel wahrscheinlich schon bis 2030 schließt, muss die Geschwindigkeit bei der Reduzierung der Treibhausgase in dieser und der nächsten Dekade in etwa verdreifacht werden. Ignoranz, Versäumnisse, Verzöger-ungen der letzten Dekaden erfordern also zwingend ein Höchstmaß an politischem Mut und Willen in den nächsten Jahrzehnten.
9. Das bedeutet für die öffentliche Hand und die politische Führung, alle Register zu ziehen, alle verfügbaren Instrumente auf Ebene EU, Bund, Land und Kommunen zu nutzen, notwendiges Geld und Personal bereit zu stellen.
10. Information, Öffentlichkeitsarbeit, Appelle an Freiwilligkeit und finanzielle Förderung reichen als Instrumente nicht aus für die notwendige Beschleunigung, wie die Erfahrungen der erfolglosen Klimapolitik der letzten Jahrzehnte und die unzureichenden Fortschritte der Vergangenheit zeigen. Die öffentliche Hand, allen voran die Bundesregierung müssen zusätzlich die regulatorischen Möglichkeiten der Gesetz-gebung ausschöpfen; natürlich auch Verbote, was etwa den Neueinbau von Heizungen mit fossilen Energieträgern angeht oder in Zukunft die Zulassung von benzin- oder diesel-betriebenen PKW.
11. Die Politik muss klimaschädliche Subventionen streichen, weiter Anreize setzen und klimafreundliche Techniken finanziell fördern, muss aber auch untersagen oder klimaschädigende Techniken verbieten. Denn politische Verantwortung zu übernehmen, heißt auch unpopuläre Maß-nahmen zu treffen. Das erfordert die Klimakrise, die uns dieses Jahrhundert begleiten wird, ebenso wie die COVID 19 Pandemie, die wir gerade leidlich in den Griff bekommen haben.
12. Dieser
Rigorismus ist unpopulär. Weil die Parteien das wissen, hüten sie sich überwiegend davor, den Leuten reinen Wein einzuschenken. Sich vor unangenehmen Wahr-heiten und Fakten zu drücken, Lösungen zu verweigern, wie etwa das Tempolimit und gleichzeitig die Grünen als Verzichts- und Verbotspartei zu brandmarken, verspricht einen höheren politischen Ertrag. Wirksamer und glaubwürdiger Klimaschutz beginnt aber dort, wo Symbol- und Verlautbarungspolitik aufhört. Die letzte Bundesregierung in der Koalition von Union und SPD hatte auch wegen falscher Kompromisse bei Verkehrs-, Energie-, Klimapolitik und mangelnder Weitsicht keinen Bestand. 
13. Für die BürgerInnen dieses Landes heißt das, bei den Wahlen genau hinzuschauen und gleichzeitig den eigenen Einsatz für den Klimaschutz zu erhöhen, eine Jahresbilanz der eigenen CO2 Emission zu ziehen, um diese systematisch zu reduzieren; also ebenfalls Verantwortung zu übernehmen, statt die Verantwortung auf Industrie oder Politik abzuschieben. (rk)

Kommentar

E-Fuels sind nicht klimaneutral

In der aktuellen Debatte taucht immer wieder das Narrativ von den angeblich klimaneutralen Motoren und Fahrzeugen dank E-Fuels auf. Während die Autoindustrie mit Ausnahme von Porsche sich auf eine Zukunft mit Elektroauto einstellt, verweigern viele Politiker und Käufer den Antriebswechsel. Aber mit dem Elektromotor ist bereits eine alltagstaugliche, klimafreundliche und energieeffiziente An-triebstechnik gefunden, was soll dann noch die „Technologieoffenheit“? Das zweite, an dieser Stelle oft bemühte Argument ist die „Inno-vation“. Allerdings setzen sich Innovationen, wie die Herstellung von E-Fuels auf dem Massenmarkt nur dann durch, wenn bezahlbare Produkte in großen Mengen herstellbar sind und eben das darf bezweifelt werden. Aktuell gibt es im Vergleich zur Herstellung von Benzin, Diesel oder Kerosin nur eine marginale Anzahl von Produzenten für E-Fuels, die technisch natürlich herstellbar sind, auch aus dem Klimagas CO2. Dann werden die Kohlenstoffatome im Kohlendioxid mit Wasserstoff zu Methanol oder Kohlenwasser-stoffketten beliebiger Länge synthetisiert.
Der Wasserstoff lässt sich klimafreundlich durch Elektrolyse von Wasser mittels Ökostrom gewinnen. Aber sobald der Kohlenstoff im E-Fuel im Motor verbrannt wird, verbindet er sich natürlich wieder mit Sauerstoff aus der Luft zu CO2. Der Treibstoff ist also nur ein aufwändig hergestelltes „Zwischenlager“ für das CO2, das während der Fahrt über den Auspuff freigesetzt wird, um die Atmosphäre weiter aufzuheizen: eine sehr kurze Lagerzeit, während beispielsweise Bäume, das aus der Atmosphäre entnommene CO2 für 50 Jahre einlagern. Chemisch-physikalisch betrachtet, ist verflüssigter Wasserstoff, aus Elektrolyse mit Ökostrom produziert, eigentlich das einzige „E-Fuel“, das als klimaneutral bezeichnet werden kann, läuft aber nicht unter dieser Bezeichnung.
Es wird nicht einfach werden, Wasserstoff und E-Fuels in großen Mengen herzustellen. Nach jüngsten Studien bedürfte es weltweiter Anstrengungen, um allein den E-Fuel-Bedarf in Deutschland zu decken und in den nächsten 10, 15 Jahren werden solche Treibstoff-alternativen wohl kaum zu bezahlbaren Preisen für die Normalverdiener verfügbar sein. Im Güter-transport auf der Straße und bei großen Passagiermaschinen gibt es dazu keine Alternativen, beim PKW schon: den Elektro-motor. Beim PKW macht Wasserstoff plus Brennstoffzelle auch keinen rechten Sinn. Denn in dieser Kette wird der durch Elektrolyse (also mithilfe von Strom) hergestellte Wasserstoff in der Brennstoffzelle kalt verbrannt, um Strom für den Elektroantrieb zu erzeugen. Warum dieser Umweg, auf dem jede Menge Energie verloren geht, warum nicht gleich ein mit Ökostrom betanktes E-Fahrzeug?
Zurück zu den sagenumwobenen E-Fuels. Es bleibt festzuhalten, dass sie nicht als klimaneutral bezeichnet werden können, auch wenn die FDP und die Verbrenner-Fans anderer Parteien das gerne hätten. Hinzu kommt: sie verbrennen wohl sauberer als Diesel oder Kerosin, aber sicher nicht schadstofffrei. Selbst wenn es sie bereits an jeder Tankstelle gäbe, wäre mit diesen Treibstoffen also wenig gewonnen. Sie taugen nicht zu einer „Antriebswende“, wohl aber, um die tech-nischen und politischen Realitäten zu ver-schleiern. Man könnte es auch „Greenwashing“ nennen. Die Politik wartet auf bessere Zeiten, obwohl wir eigentlich eine technische Lösung für den motorisierten Individualverkehr hätten.
(rk, 24.03.2023)

Kommentar

Verkehrswende? Nicht mit der FDP!

Verkehrsminister Wissing hat immer noch keine vernünftigen Maßnahmen vorgelegt, um den Auflagen des Klimaschutzgesetzes im Verkehrsbereich zu entsprechen, aus dem nun schon zwei Jahr in Folge (2021 und 2022) zu viel CO2-Emissionen kamen, sehr zum Ärger der Grünen. Stattdessen will Wissing jetzt das Gesetz ändern. Das ist schlicht ein Skandal. Ist eine Verkehrswende als wichtiger Anteil der Klimawende mit dieser FDP überhaupt zu machen? Die FDP präsentiert sich gern als Partei des Fortschritts und der Innovation, aber hat realiter keinen Plan um Deutschland auf Kurs zum 1,5 Grad Ziel bringen könnte oder auch nur zur Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben. Das Gerede von künftigen, klima-neutralen Treibstoffen ist wie das Warten auf bessere Zeiten, obwohl das Haus schon brennt. Es entbehrt jeder Logik, wenn in Deutschland mit seinem spitzenmäßigen Straßennetz auch hier den Ausbau beschleunigt werden soll, während reihenweise Brücken bröseln. Eine Verkehrswende bekommen wir nicht durch noch mehr Straßen, sondern durch einen Ausbaustopp und die Umschichtung dieser Gelder auf die Bahn (Personen und Güter), gute Busnetze auf dem Land und neue Fahrrad-Trassen. Schnell umsetzbare Maßnahmen wie ein Tempolimit auf Autobahnen passen nicht ins ideologische Schema der FDP. Lücken im Autobahnnetz? Das Bahnnetz ist eine einzige Lücke! Jetzt kommt es auf die SPD an und wie ernst die Kanzlerpartei es mit dem Klimaschutz meint. (rk, 28.01.2023)

Mehr Klimaktivimus in der Regierung - weniger aus der Straße
Klimaaktivismus -ein Prüfstein für den Rechtsstaat.pdf (154.53KB)
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Aktuelles

Aus für den Knebel-Vertrag

Das Bundeskabinett beschloss Ende November 2022 den Ausstieg aus dem Energiecharta-Vertrag von 1991 ("Energy Charter Treaty"), der es Energiekonzernen in der Vergangenheit wiederholt ermöglichte, Staaten wegen miss-liebiger Entscheidungen vor Schiedsgerichten zu verklagen, um Schadensersatz einzufordern. So berief sich Vattenfall in seiner Klage gegen Deutschland in Sachen Atomausstieg 2011 auf diesen Vertrag.

Solarstrom boomt

Der Zubau der Photovoltaik in Deutschland lag 2022 bei 7,2 Gigawatt. Damit hat die Bundesregierung im letzten Jahr bei der Solarstromerzeugung das selbstgesteckte Ziel von plus 7 Gigawatt (GW) erreicht. Insgesamt waren Ende 2022 etwa 2,65 Mio. PV-Anlagen mit insgesamt 66,5 GW Peak-Leistung installiert.

Zu viel Tempo (1)

Laut dem Klimabericht der Weltwetter-organisation (WMO) und des Copernicus Climate Change Service der EU stiegen die Temperaturen in Europa zwischen 1991 und 2021 im Durchschnitt um 0,5 Grad Celsius pro Jahrzehnt an. Damit steigt in Europa die Mitteltemperatur schneller als auf den anderen Kontinenten.

Zu viel Tempo (2)

Die aktuellen Ergebnisse der jahrzehntelangen Messreihen („Keeling-Kurve“) des Mauna Loa Observatoriums auf Hawai sind alarmierend: Die globale CO2-Konzentration steigt in einem noch nie dagewesenen Tempo an.

Zu wenig Tempo

Der fünfköpfige Expertenrat für Klimafragen der Bundesregierung hat seinen Zweijahres-bericht vorgelegt. Ergebnis: Wenn in Deutsch-land weiterhin im selben Tempo Treibhausgase ausgestoßen werden wie bisher, sind die Klimaziele für 2030 nicht erreichbar. Dafür müssten jährlich doppelt so viel Treibhausgase wie im Schnitt der letzten zehn Jahren eingespart werden. Das bisherige Ausbautempo bei Solar- und Windkraft, Wärmepumpen oder der Elektromobilität reiche bei weitem nicht aus. Auch der Ausstieg aus den fossilen Ener-gien („Dekarbonisierung“) müssen schneller laufen. Das betreffe vor allem Öl- und Gasheizungen, Autos mit Benzin- und Diesel-motor. Die ExpertInnen halten einen Paradigmenwechsel für notwendig.

Quelle: www.expertenrat-klima.de

Bei Gebäuden und im Verkehr passiert zu wenig

Der Gebäudebereich und der Verkehrssektor verfehlten 2021 die nach dem Klimaschutz-gesetz vorgegebenen Minderungsziele für Treibhausgase. In beiden Sektoren wurde 2021 das zulässige Budget überzogen; bei Gebäuden um zwei Millionen und im Verkehrsbereich um 3,1 Millionen Tonnen CO2 äq. Die zuständigen Ministerien müssen zielführende Sofort-programme vorlegen.

Sechs Grafiken, die die Welt verändern (sollten), weil sie die globalen Treib-hausgasemissionen veranschaulichen                ... siehe Hintergrund

UNEP warnt: Statt 1,5 Grad könnten es 2,8 Grad plus werden!

Der „Emissions Gap Report 2022“ der UNEP, veröffentlicht am 27. Okt. 2022, kommt nach der Überprüfung von Klimaschutzprogrammen, bereits eingeleiteten Maßnahmen und politischen Ankündigungen einer Vielzahl von Staaten zu der Prognose, dass die Erder-wärmung bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 2,8 Grad ansteigen könnte. Derzeit befinde sich die Staatengemeinschaft nicht auf dem Weg zu dem in Paris 2015 vereinbarten 1,5 Grad-Ziel und das Zeit-Fenster schließe sich gerade. Die Zeit der kleinen Schrittchen sei vorbei. Nur eine grundlegende Transformation unserer Volkswirtschaften und Gesellschaften könne uns vor der Klimakatastrophe bewahren.

Aktuelles

Aus für neue Verbrenner ab 2035

Ende Juni 2022 schlossen sich die Umweltminister der EU-Staaten dem Vorschlag der EU-Kommission an, ab 2035 keine neuen PkW und leichten Nutzfahrzeuge mit Verbren-nungsmotor mehr zuzulassen, ausgenommen Verbrenner mit  E-Fuels. Diese Linie wird sich voraussichtlich im EU-Parlament bei den Beratungen im Herbst durchsetzen.

Aktuelles

Mehr und stärkere Wirbelstürme

Studien zeigen, dass die Häufigkeit und Intensität von Hurrikans in den letzten 40 Jahren zugenommen hat. Die Forschung führt dies auf die Erderwärmung mit steigenden Meerwassertemperaturen zurück. Die zer-störerische Wucht beim Auftreffen der Wirbelstürme an Land habe um etwa die Hälfte zugenommen.

Quelle:
„Hurrikanrisiko im Atlantik hat sich verdoppelt“, Der Spiegel online, 14.04.2022



IPCC-Bericht bezeichnet den Klimawandel als Gefahr für die Menschheit

Am 28. Februar 2022 erschien der zweite Teil des sechsten Berichts des Weltklimarats IPCC über die Folgen der Erderwärmung. Rund 300 Autoren haben dazu mehr als 10.000 wissenschaftliche Studien zusammengefasst mit folgenden Kernaussagen: Je stärker die globale Durchschnittstemperatur steigt, desto mehr Anpassungsmaßnahmen werden notwendig und desto höher sind die Risiken. Insofern ist die Eingrenzung des Anstiegs auf 1,5 Grad essentiell. Bereits bei 2 Grad plus sei es in den Tropen nicht mehr möglich, Grundnahrungsmittel zu erzeugen, ein Anstieg der Hitzetoten auch in unseren Breiten und die zunehmende Überflutung von Küstenregionen seien zu erwarten. Der Klimawandel stelle "eindeutig" eine Gefahr für die Menschheit dar, seine Risiken habe man bislang eher unter- als überschätzt.

Quelle: www.tagesschau.de, 28.02.2022

Kommentar

Fridays for Future fordern 100 Mrd. Euro für den Weg aus der Klimakrise

Wieder ein Lebenszeichen von Fridays for Future! Nein, keine Großdemo und das Fest-kleben an Autobahnzubringern überlassen sie ja auch lieber der „Letzten Generation“. Es war ein Interview mit Frontfrau Luisa Neubauer in der Tagesschau, bei dem sie im Namen der FFF-Bewegung von der Bundesregierung forderte, ein Sondervermögen von 100 Mrd. Euro für Klimaschutz und den Ausbau erneuerbarer Energien bereitzustellen, eine Menge Geld also, genau in der Höhe, die der Bundeskanzler der Bundeswehr nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zusagte.

Von der Sprecherin der Tagesschau kamen die fast schon erwartbaren Rückfragen. Etwa, ob Klimaschutz das sei, was die Leute gerade bewege. Ob neue Belastungen einen Sinn machen, wenn die Menschen Angst vor der nächsten Gasrechnung hätten. Ob bei Energieknappheit nicht jede Energiequelle angezapft werden müsse, auch Kohle und Atomkraft. Neubauer antwortete mit pro-fessioneller Freundlichkeit und mit einem Stakkato von Argumenten. Nach (gefühlt) zehn Minuten war alles vorbei und alle konnten wieder zur Tagesordnung übergehen. Auch die Medien. Macht Ex-Prinz Charles eine gute Figur nach seinem Amtsantritt als König? Hat die Ukraine neue Geländegewinne zu vermel-den?

Deutschland ist über zwei Jahrzehnte hinweg immer tiefer in die globale Klimakrise geschlittert. Ein Grund dafür ist genau die Vordergründigkeit des Umgangs mit dieser gesellschaftlichen Krise in unserem Land. Es waren nicht etwa die Klimaschützer, die Deutschland in eine gravierende Abhängigkeit von Erdöl und von russischem Erdgas geführt haben, sondern die letzten Bundes-regierungen mit Union, SPD und FDP an der Spitze. Reflexhaft und wenig weitsichtig sucht die aktuelle Bundesregierung, sprachlich oft als „Ampel“ verhunzt, neue Erdgasquellen, sei es im Senegal oder in Katar, treibt den Bau von vier Flüssiggasterminals voran, lässt Kohle-kraftwerke wieder ans Netz. Der fällige Ausstieg aus den fossilen Energien ist also aufgeschoben. Union und FDP fordern die Rückkehr zur Kernkraft, um die Grünen in die Enge zu treiben, blind für die Tatsache, dass wir in Deutschland eine Erdgaskrise haben und keine Stromkrise, dass viel zu viele Gaskessel (und Ölkessel) in den Kellern stehen, aber Deutschland seit Jahren stets mehr Strom exportiert als importiert. Den neuen, alten Atomkraftfans sei der Blick nach Frankreich empfohlen, wo der Atomstrom knapp wird, da viele marode AKWs jetzt mit enormen Summen modernisiert werden müssten. Momentan stehen dort 32 von 56 AKWs still. Tatsache ist auch, dass der Atomstrom aus neu gebauten AKWs schlicht zu teuer und nicht konkurrenzfähig ist zu Windstrom und Solar-strom aus Großanlagen. Ja, hohe Energiepreise fördern das Energiesparen und dienen so dem Klimaschutz, aber gleichzeitig sind soziale Härten für Mittel- und Geringverdiener zu vermeiden. Und speziell der Strompreis sollte natürlich nicht durch die Decke gehen, wenn eine weitreichende Elektrifizierung von Gebäudeheizungen und Verkehrsmitteln an-steht.     

Die Lösungen vieler Politiker in der Klimakrise erweisen sich als Schnellschuss und bloßes politisches Kalkül zur optimalen Selbst-darstellung. Schlimmer noch: Solche medien-getriebenen Debatten zeigen in ihrer Kurz-atmigkeit auch, dass landläufig die Dramatik und Reichweite der Klimakrise noch nicht begriffen wurde. So dürfte die Politik der falschen Kompromisse, der kurzfristigen Maßnahmen und der Förderungen nach dem Gießkannen-Prinzip mit hoher Wahrschein-lichkeit weitergehen. Von der Bundes-regierung aber ist sowohl beim Klimaschutz, also bei der Vorsorge, als auch bei der Anpassung an der Klimawandel mehr zu erwarten. Da muss mehr kommen. Nicht nur mehr Geld, wobei der begrüßenswerte Vorschlag von Fridays for Future nebenbei auch die Dimension der Klimakrise augenfällig macht. Notwendig ist darüber hinaus vor allem die konsequente Ausrichtung der Bundes-politik auf das 1,5-Grad-Ziel. Auch dies wäre durchaus als eine Frage der nationalen Sicherheit zu bezeichnen. Konsequenz bedeutet in diesem Zusammenhang etwa, dass ein ständiges „Klimakabinett“ neben der bereits laufenden Stromwende auch eine Wende bei der Wärmeversorgung, im Bauwesen (Naubau und Gebäudesanierung), sowie die fällige Agrar- und Verkehrswende ernsthaft angeht, also eine rasche Reduzierung der Treibhausgase auf allen Emissionssektoren betreibt. Wie die Zielverfehlung des Bau- und Verkehrssektors hinsichtlich des Klimaschutz-gesetzes jedoch zeigt, ist die Bundesregierung noch einigermaßen weit davon entfernt, alle Ministerien und Ressorts auf Klimaschutz auszurichten und zielführende gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen; also von der konsistenten und konzentrierten Klimapolitik, die für den deutschen Beitrag zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels unabdingbar ist. Die Mehr-heit der Bevölkerung und der Bundeskanzler haben gerade andere Sorgen? Mag sein, aber die nächste Klimakatastrophe a la Ahrtal, der schleichende Schwund des Grundwassers, die Hitzetoten in unseren Städten, die Missernten auf ausgetrockneten Ackerböden, das neue Waldsterben (samt Zunahme von Wald-bränden) wird den Klimaschutz in den nächsten Jahren immer wieder ganz vorne auf die Agenda setzen. An der Klimafront sind bislang nur geringe Geländegewinne zu verzeichnen. (rk)


Das Zitat

"Wir zahlen jetzt den Preis für die verschleppte Energiewende."
Claudia Kemfert (DIW)
zitiert in der SZ vom 1. Juli 2022

In den Städten  wird es "weniger Parkplätze geben, weniger Kaufhäuser, weniger Straßenraum, weniger Büroburgen. Unsere Städte müssen zugleich dichter besiedelte und grünere, menschenfreundlichere Städte ein."
Gerd Matzig, SZ vom 13.01.2023

"Der Staat muss die Hoheit zurückerobern und für eine  gerechte Verteilung des Wohlstands sorgen. In unserem Report Earth to all haben wir ein Szenario too little, to late getauft. Dieses Szenario leben wir im Moment."
Sandrine Dixson-Decleve, Club of Rome, Der Spiegel 21.01.2023

Kommentar

Spezialdiszplin Kröten schlucken?
Der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will für ein Jahr die EU-Regelung aussetzen, nach der 4 Prozent der land-wirtschaftlichen Fläche naturnah für den Artenschutz umgewandelt müssen; ebenso die EU-Vorgabe des einjährigen Fruchtwechsels. Damit die konventionelle Landwirtschaft 2023 mehr produzieren kann. Der BUND weist allerdings zu Recht darauf hin, dass höhere Erträge für die Nahrungsmittelproduktion auch durch Umwidmung von Anbauflächen für Futtermittel zu erreichen wären. Ein weiteres Jahr Intensivlandwirtschaft, die auf Dünger und Pestizide baut, den Humusaufbau im Boden (CO2-Speicher!) hingegen verhindert und den Artenschutz blockiert? Die Grünen müssen derzeit viele Kröten schlucken, vielleicht auch noch das Weiterlaufen von verbliebenen AKWs. Das wirft Fragen auf: Müssen Sie das wirklich? Müssen für die Anlieferung des klimaschädigenden Flüssig-gases wirklich vier Terminals in der Nordsee gebaut werden, die zur Refinanzierung Jahrzehnte in Betrieb sein werden? Ist das nicht die Art von falschen Kompromissen, die wir so oder ähnlich seit Jahren erleben zu Lasten von Natur- und Klimaschutz? Und müssten man beim Schlucken ekliger Kröten nicht wenigstens laut und deutlich die zugehörigen Würgegeräusche zu vernehmen sein? (rk)

Aktuelles

Wüsten breiten sich weiter aus
Laut dem "Global Land Outlook" der Vereinten Nationen sind 20 bis 40 Prozent der Böden weltweit geschädigt und verlieren ihre Funktion ("Degradation"). Dabei werden Wälder zu Steppen und Grasflächen zu Wüsten.

Die Abhängigkeit von Russland sinkt
Die Bundesregierung hat es in den letzten vier Monaten geschafft, den Importanteil an fossilen Energieträgern aus Russland zu gegen-über Ende 2021 senken: bei Erdgas von 55 % auf 35 %, bei Erdöl von 35 % auf 12 % und bei Steinkohle von 50 % auf 8 %.
Quelle: "Nichts wie raus", Die Zeit, 05.05.2022


Solarpflicht in BaWü
Im Rahmen der Solaroffensive von Baden-Württemberg besteht bereits seit Jahresbe-ginn die Pflicht zum Bau von Photo-voltaikanlagen auf neuen Nichtwohn-gebäuden und größeren Parkplätzen. Seit Anfang Mai gilt die Photovoltaikpflicht für alle neuen Wohngebäude, ab Januar 2023 soll sie auch bei der Sanierung kompletter Dächer greifen.
Quelle: www.pv-magazine.de

Solarstrom boomt
Im März waren laut statistischem Bundesamt in Deutschland auf Dächern und Grundstücken 2,2 Millionen Photovoltaik-anlagen mit einer Peakleistung von insgesamt 58.400 Megawatt installiert. Damit nahm die Zahl der Anlagen im Vergleich zum März des Vorjahres um 10,1 Prozent und die installierte Leistung um 9,7 Prozent zu.

Aktuelles

Birgt Wissings Verkehrspolitik Sprengstoff für die Ampel? Können so die Klimaziele erreicht werden?  ...  siehe Hintergrund

Kommentar

Wissing verpasst Klimaschutzziele
Es war absehbar, dass der Verkehrssektor sein im Klimaschutzgesetz für 2021 festgelegtes Budget für Treibhausgasemissionen über-ziehen würde. Es waren dann am  Ende 3,1 Mio. t CO2-Äquivalente zuviel. Verkehrs-minister Wissing (FDP) musste deshalb ein „Sofortprogramm“ zum Füllen der Emissionslücke vorlegen. Dem wird sein magerer, dreiseitiger Maßnahmen-katalog vom 12. Juli 2022 jedoch überhaupt nicht gerecht. Er enthält wenig Neues, im Wesentlichen einen Ausbau des Home Office und eine Ver-pflichtung der Mineralölindustrie, mehr „klimaneutrale“ Kraftstoffe einzusetzen. Alt-bekannt sind gute Vorsätze, wie die Förderung des ÖPNV, des Radverkehrs und der Elektromobilität durch Ausbau der Lade-infrastruktur. Diese Maßnahmen wirken aller-dings nur mittelfristig und reichen auch nicht aus, das für 2030 festgelegte Maximalbudget einzuhalten. Kurzfristig wirken würden hingegen Tempolimits, die fehlen jedoch in der Liste, weil die FDP sie um jeden Preis vermeiden will. Das Verkehrsministerium ist also längst noch nicht auf Klimaschutz-Kurs. Im Juli begann ein „Expertenrat Klimaschutz in der Mobilität“ seine beratende Tätigkeit für das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). Vielleicht bringt der ja die Erleuchtung.  (rk)

Aktuelles

Der Synthesebericht des Weltklimarats IPCC zeigt in aller Deutlichkeit, dass die Welt nicht auf Kurs zum 1,5 Grad-Ziel ist. Beim aktuellen Trend der Treibhaus-gasemissionen erwartet der IPCC eine Erderwärmung von 3,2 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts. Als Folgen werden unter anderem genannt: steigender Meeresspiegel, häufigere Überflutungen in Küstennähe, mehr Hitzetote und Missernten.  

Wie in anderen Bundesländern herrschte im Sommer 2022 auch in Bayern auffällige Trockenheit und Dürre, was sich auch am Grundwasser zeigt. Über 70 % der Grund-wasser-Messstellen zeigen niedrige oder sehr niedrige Wasserstände. Nun zeichnet sich ab, dass in Bayern auf Dauer weniger Grundwasser zur Verfügung stehen wird. In den Jahren seit 2003 hat sich durch-schnittlich 16 % weniger Grundwasser neu gebildet,  als im langjährigen Mittel vorher.

Die EU reformiert den Emissionshandel
Seit 17 Jahren müssen bestimmte Unternehmen in der EU -etwa Kraftwerke, Stahlhütten oder Zementfabriken- über das europäische Emissionshandelssystem EU-ETS Verschmutzungsrechte bzw. Zertifikate für ihre CO2-Emissisonen kaufen. Europaparlament und EU-Ministerrat haben sich nun darauf geeinigt, deren Anzahl schneller zu verknappen, um den Firmen einen höheren Anreiz zu geben, weniger Kohlendioxid auszustoßen. Auch Sprit und Kraftstoffe wie Erdgas und Heizöl sollen nun -wie in Deutschland bereits der Fall- von diesem System erfasst werden. Weil dieser Schritt Mobilität und Wärme verteuert, ist er von mit einem Sozialfonds von rund 87 Mrd. Euro flankiert, damit Belastungen für Haushalte abgefangen werden. Neben der Verringerung von Zertifikaten sollen kostenlose Zuteilungen von Verschmutzungsrechten, die manche Branchen bekommen, schrittweise auslaufen und ab 2034 sollen sie - bis auf wenige Ausnahmen - ganz wegfallen. Künftig wird der Schiffsverkehr und möglicherweise auch die Müllverbrennung miteinbezogen. Damit europäische Unternehmen weiter im internationalen Wettbewerb bestehen können, will die EU eine neue Regelung einführen: Außereuropäische Produzenten müssen eine CO2-Abgabe („Klimazoll“) zahlen, wenn sie Produkte wie Stahl, Zement oder Aluminium in die EU bringen wollen. Gleichzeitig sollen die EU-Regierungen Exportbranchen künftig stärker beim Umstieg auf „grüne“ Techno-logien fördern.
Quelle:
„Preis der Verschmutzung“, Bauchmüller/Busse/Finke, Süddeutsche Zeitung, 20.12.2022

Meeresspiegel
US-Behörden haben den Meeresspiegelanstieg an den Landesküsten aufgrund der Erderwärmung bis Mitte des Jahrhunderts berechnet. Bis 2050 ist demnach ein Anstieg von durchschnittlich 25 cm bis 30 cm zu erwarten, der an der Ostküste bis zu 45 cm betragen kann. Hurrikane werden mehr Wasser vor sich herschieben, große Über-schwemmungen gibt es dann wohl fünfmal häufiger. Schon heute muss New Orleans rund um die Uhr mit Deichen und Pumpen gesichert werden. Ob und wie das eigene Haus betroffen ist, kann jeder US-Bürger auf einer Website ermitteln, die ins Netz gestellt wurde. Ab Ende des Jahrhunderts kommt es noch dicker. Wenn der Klimawandel nicht begrenzt wird, sei dann ein Anstieg von über zwei Metern zu befürchten.
Quelle:
„30 Zentimeter bis 2050“, Benjamin von Brackel, Süddeutsche Zeitung, 17.02.2022


Nachrichten

"Bundesrechnungshof stellt deutscher Klimapolitik ein schlechtes Zeugnis aus" ...  siehe Hintergrund 


Weitere Informationen

"Wo steht die Windkraft heute? Der Kampf gegen und für Windmühlen"                        ... siehe Hintergrund

"Geothermie - das Wärmereservoir zu unseren Füßen"  ... siehe Meldungen

Verbauen wir uns die Zukunft? Die CO2-Emissionen des Gebäudesektors                    ... siehe Hintergrund



Pressemitteilung 

des oekom Verlags

"Deutschland in der Klimakrise"
Pressemitteilung.pdf (164.2KB)
"Deutschland in der Klimakrise"
Pressemitteilung.pdf (164.2KB)


Was ist eigentlich unter der oft genannten „Klimakrise“ zu verstehen und wie könnte die „Klimawende“ aussehen? Diesen zentralen Fragen stellt sich mein im November 2021 erschienenes Sachbuch, ausgehend von einer Analyse der deutschen Klima-politik des letzten Jahrzehnts.

Reinhardt Kleinöder


 

Kapitel und Inhalt

Vorwort

  1. Worum geht es hier eigentlich?
  2. Wie funktioniert der Treibhauseffekt?
  3. Wir und der Rest der Welt
  4. Kipp-Elemente und Klimaänderungen
  5. Und dann kam Greta
  6. Das Klima und das Wetter
  7. Meeresspiegel, Gletscher, Eis und Permafrost
  8. Der Klimawandel – eine Gefahr für die Gesundheit
  9. Kleines Einmaleins der Energie
  10. Neustart bei der Energieversorgung
  11. Das Energiekonzept 2010 - ein Meilenstein?
  12. Missverständnisse um die Energiewende
  13. Landwirtschaft und Agrarpolitik
  14. Der Boden lebt
  15. Landnahme und Landnutzung
  16. Wälder und Forste als CO2-Senken
  17. Verkehrswende oder lieber doch nicht?
  18. Straße versus Schiene
  19. Vom Verbrennungs- zum Elektromotor
  20. Energie für Neu- und Altbauten
  21. Die erneuerbaren Energien und das EEG
  22. Woher kommt künftig der Strom?
  23. Der lange Weg zum Kohleausstieg
  24. Grundwasser, Seen und Flüsse im Klimawandel
  25. Die Sache mit der Nachhaltigkeit
  26. Städte und Kommunen – Treiber und Getriebene
  27. Wasserstoff – der Stoff, aus dem die Träume sind?
  28. Das fossile Zeitalter - am Ende?
  29. Keine Renaissance der Atomkraft
  30. Das deutsche Klimaschutzgesetz
  31. Wirtschaft, Wachstum, Kosten
  32. Kohlendioxid hat seinen Preis
  33. Letzte Hoffnung Climate Engineering?
  34. Vom Rohstoff zum Müll und zurück
  35. Mobilität, Freizeit, Ernährung
  36. Von der Energiewende zur Klimawende
  37. Klimakrise und Transformation
  38. Klimaschutz in Eigeninitiative (acht Vorschläge)

Chronik der Jahre 2010 - 2020
Ausgewählte Sachbücher
Quellen und Anmerkungen

 

280 Seiten, 5 Abb., 9 Tab., 28 Euro

ISBN 978-3-96238-353-4

Anfragen:

mail@klimaseite.info

Bestellung beim Verlag:

https://www.oekom.de/buch/deutschland-in-der-klimakrise-9783962383534

Buchbesprechung:

Buchbesprechung aus: Sonnenenergie 1/2022

Impressum

Reinhardt Kleinöder

Metzstr. 31

81667 München

mail@klimaseite.info

Rechtliches

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