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Klimaschutztipps

klimaseite.info, 12.06.2024

Du willst mehr als bisher für den Klimaschutz tun, deine aktuellen Treibhaugas-Emissionen runterschrauben? Sehr gute Idee! Dann solltest du dir zunächst die von dir verursachten Treibhausgase klar machen. Tools aus dem Internet helfen dir dabei, zum Beispiel der CO2-Rechner des Umweltbundesamts, auf den ich mich im Folgenden beziehe.

https://uba.co2-rechner.de/de_DE

Diese Bilanzierung kostet dich nicht mehr als eine Stunde Zeit. Am besten suchst du dir vorab die Zahlen deines letzten Jahresverbrauchs an Strom, Heizwärme, Benzin, etc. schon mal raus.

Auf der Startseite des UBA-Rechners erkennst du in der Grafik mit dem deutschen Durchschnitt die großen Emissions-Blöcke in der Reihenfolge Wohnen & Strom, Mobilität, Ernährung, sonstiger Konsum und öffentliche Emissionen. Bei Beantwortung der Fragen wird klar, was mit diesen Überschriften konkret gemeint ist. Am Ende erhältst du neben deinem persönlichen Ergebnis auch Vorschläge, was du zur weiteren Emissionsminderung tun könntest, also dein „persönliches CO2-Szenario“.     

Die Messlatte

Was ist der Maßstab, an dem du dein Ergebnis messen kannst? Zunächst mal natürlich der Bundesdurchschnitt, der 2023 laut diesem CO2-Rechner bei 10,5 Tonnen CO2 lag, das ist ungefähr doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt. Wenn wir Deutschen also Vorbild sein wollen, sollten wir uns mit dem Emissionslevel eines durchschnittlichen Erdenbürgers vergleichen (etwa 5 Tonnen pro Jahr). Die Empfehlungen der Klimaforscher sind eine weitere Richtschnur. Hans Joachim Schellnhuber, eine bekannte Autorität auf diesem Gebiet, nennt 3 Tonnen CO2 pro Mensch und Jahr als klimaverträgliches Maß. Klimaverträglich heißt aber noch nicht klimaneutral. Damit unsere restlichen Emissionen kompensiert einigermaßen werden können, wären 1,5 Tonnen zu erreichen. Hieran siehst du, welche Herausforderung ein sehr konsequentes Leben mit maximaler Klimaschutz-Ambition darstellt. Zumal die Rahmenbedingungen von Politik und Markt zur CO2-Vermeidung nicht optimal sind. So steht etwa der im Bundesemissionshandelsgesetz festgesetzte Preis für die durch Treib- und Brennstoffe verursachte Tonne CO2 bei gerade mal 35 Euro. In Wirklichkeit sind die Schäden pro freigesetzte Tonne aber wesentlich höher anzusetzen, bei mindestens 180 Euro. Demnach ist die Verwendung von Benzin, Diesel, Erdgas und Heizöl als fossile Energieträger und Emissionsquellen viel zu günstig.       

Klimafreundliche Mobilität

Auf dem Verkehrssektor liegt Deutschland seit Jahren über dem Limit des Klimaschutzgesetzes. Bei der Wahl der Verkehrsmittel gibt es relativ klares Ranking in puncto Klimafreundlichkeit. An der Spitze liegt natürlich die Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad, dann folgen der öffentliche Nah und Fernverkehr mit Bussen, Tram, Zug, das Auto und zuletzt das Flugzeug. Deutschland ist Autoland, das Straßennetz übertrifft das Bahnnetz um ein Vielfaches. In Städten gibt es zumeist einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr, aber auf dem Land bleibt oft nichts anderes übrig, als ein Auto zu nutzen. Neben dem Gütertransport per LKW stellt die wachsende Armada von Privat- und Firmen PKW ein echtes Klimaproblem dar, zumal hier Benziner und Diesel dominieren.

Die Bilanz des Autos fällt bei Elektroantrieb statt Verbrennermotor besser aus, vor allem bei Betankung mit 100 % Ökostrom. Wenn ein neues Auto fällig wird, kommt nur ein reines Elektro-Fahrzeug infrage. Verbrenner sind out, Hybride gaukeln Klimaschutz nur vor.

Beim Flieger gibt es auf absehbare Zeit keine klimafreundlichen Treibstoffe zu bezahlbaren Preisen. Also muss hier gelten: möglichst vermeiden, keine Inlandsflüge, Fernflüge maximal einmal im Jahr und über „Atmosfair“ kompensieren. Auf deren Website atmosfair.de könnt ihr die CO2-Emissionen ablesen. Ein Hin- und Rückflug von Berlin nach Singapur verursacht schon eine Tonne CO2, das entspricht 5 Jahre Autofahren mit einem Mittelklassewagen (Verbrenner, 12.000 km pro Jahr). Bei mehreren Fernflügen pro Jahr wird es also schon schwierig, überhaupt den deutschen Durchschnitt beim CO2 zu erreichen. Naherholung geht vor Fernreisen. Wenn eine Fernreise sein muss, dann nimm die Zeit, das fördert auch den Erholungseffekt! Außerdem schätzt Urlaubsland schätzt Touristen, die sich auf Land und Leute einlassen. Entsprechend wächst der Widerstand gegen Kreuzfahrschiffe in Venedig, Barcelona und anderen Küsten-Städten, die Tausende von Tagestouristen an Land spucken. Mal schnell zum Shoppen nach Paris jetten? Verursacht viel CO2 und reichlich Stress!

Vom Produkt zum Abfall

Womit wir Thema „Konsum“ wären. Die Werbung suggeriert uns, was wir alles bräuchten. Beim nächsten Umzug merken wir dann, was wirklich gebraucht wird und was sich so alles angesammelt hat. Das meiste davon brauchen wir aber gar nicht. Beim Kauf von Notwendigem lohnt es sich auf kurze Transportwege, Qualität, Langlebigkeit, Reparierbarkeit zu achten. Billigprodukte, übers Internet bezogen, sind oft weder nachhaltig produziert, noch halten sie lange. Müll vermeiden, trennen, recyclen: Diese Reihenfolge solltest du beherzigen. Vieles lässt sich zwar aufbereiten und wiederverwerten, aber Recycling ist immer mit Transport, Energieverbrauch und Emissionen verbunden. „Zero waste“ ist sehr schwierig, wäre aber das Fernziel. Der Anfang kann sein: Mehrweg- statt Einwegverpackungen, Plastik meiden. Gut recycelbare Stoffe wie Papier, Metall und Glas gehen vor Plastik, das oft in der Müllverbrennung oder gar in fernen Ländern landet. Oder – im Falle des Recyclings- nur noch für Downcycling-Produkte taugt. Auch eine Lösung: gebrauchte Sachen kaufen, Gerätschaften in der Nachbarschaft oder Tauschbörse ausleihen.

Wohnen und Bauen

Schauen wir auf den zweiten problematischen Emissionssektor: die Gebäude. Jeder Mensch braucht natürlich ein Dach über dem Kopf, das Haus sollte jedoch gut gedämmt sein, um den Wärmeverlust zu reduzieren. Beim Neubau empfiehlt sich der KfW Effizienzhaus 40 Standard. Aber auch die Wohnfläche pro Person und die Baustoffe wirken sich auf die Klimabilanz aus. Faustregel: Wohnen im Mehrfamilien- ist besser als im Einfamilienhaus; Holz ist klimafreundlicher als Stein oder Beton.

Da selbst beim hocheffizienten Passivhaus noch Wärmeenergie für Heizung und Warmwasserbereitung, Strom für Beleuchtung und Geräte gebraucht wird, sollte diese Energie nicht aus fossilen, sondern ganz oder größtenteils aus erneuerbaren Quellen stammen, damit pro Kilowattstunde Wärme oder Strom möglichst wenig CO2 anfällt. Als Mieter kannst du zumindest den Stromanbieter frei wählen und 100 % Ökostrom beziehen. Eigentümer lassen das Gebäude an die Fernwärme anschließen oder tauschen die alte Ölheizung gegen eine Wärmepumpe und installieren eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, um einige Optionen zu nennen. Die Empfehlung lautet also: energieeffiziente Gebäude, klimafreundliche Baustoffe und Energieträger! Im Betrieb gilt dann: stromsparende Geräte, richtiges Heizen und Lüften schonen den Geldbeutel und das Klima! Gegenüber einem Neubau mit gleicher Geschossfläche kann die Sanierung von Bestandsgebäuden CO2 einsparen. Allerdings geht die Rechnung nur auf, wenn die meisten Raumzuschnitte so bleiben, wie sie sind. Auch der Einbau klimafreundlicher Technik wie Fußbodenheizung oder Lüftungsanlage kann im Bestand sehr aufwändig sein und beim Denkmalschutz sind dem Fenstertausch und der Wärmedämmung oft Grenzen gesetzt.

Ernährung

Beim Kauf von Lebensmittel und der Ernährung ist ebenfalls einiges an Treibhausgasen einzusparen, vor allem durch fleischarme Kost. Tierisches Eiweiß kann ohne weiteres durch pflanzliches ersetzt werden. Dass Vegetarier in der Regel gesünder als Fleischesser leben, scheint sich allmählich herumzusprechen, denn in den letzten Jahren ging der Fleischkonsum in Deutschland merklich zurück. Empfehlungen für Einkauf und Ernährung:     

  • Fleischarme Kost, besser vegetarische
  • Frische Lebensmittel (dann bleiben Geschmack und Vitamine erhalten)
  • Regionale Herstellung (kurze Wege, wenig CO2 durch Transport)
  • Bio-Lebensmittel (kommt der Artenvielfalt und dem Humusaufbau des Bodens als CO2-Speicher zugute)
  • Produkte mit wenigen Verarbeitungsschritten (die sind mit Energieaufwand verbunden) und wenig Verpackung

Geld und Leben

Nicht im CO2-Rechner aufgeführt, aber eine Überlegung wert ist die Geldanlage. Arbeitet dein Geld für den Klimaschutz oder eher dagegen? Weißt du, was die Bank, die Versicherung oder die  Fondsgesellschaft mit deinem Geld macht? Ob Geldanlagen oder Beteiligungen an fossilen Energieträgern, Mineralölkonzernen und Rüstungsfirmen explizit ausgeschlossen sind? Es gibt inzwischen ein breites Angebot ethisch-ökologischer Geldanlagen und Banken mit entsprechenden Selbstverpflichtungen. Viele Nachhaltigkeitsfonds nehmen es allerdings mit der Transparenz nicht so genau. Publikationen wie Finanztest, unabhängige Berater oder die Verbraucherzentralen unterstützen Sie bei der Recherche. Geld regiert die Welt? Ja, lass deines mitregieren! Übrigens: Das Bitcoin-Schürfen verbraucht weltweit im Jahr schon mehr Strom als Länder wie Belgien oder Finnland.

Zum guten Schluss

Lass dich nicht von hochgesteckten Zielen entmutigen! Die Politik beschließt oft schöne Klimaschutzziele, aber bleibt dann zielführende Maßnahmen, Gelder und Programme schuldig. Natürlich kommt auf die Umsetzung der Ziele und der guten Vorsätze an, auf das Handeln im Alltag. Jede Tonne CO2 weniger hilft. Auch kleine Beiträge zählen, vor allem, wenn viele Menschen ihre Treibhausgas-Emissionen mindern. Die Masse macht´s. Manche deiner Entscheidungen prägen die Klimabilanz für Jahre, vor allem größere Investitionen wie der Kauf von Wohnung, Haus, Auto etc. und größere Geldanlagen (Aktien, Fonds, etc). Insofern lohnen sich hier Vorausdenken und gute Planung. (rk)

Websites

Literatur