Klimachronik

1. In weiten Teilen Kanadas lodern unkontrollierte Waldbrände. Manche Orte müssen evakuiert werden, in den Provinzen Manitoba und Saskatchewan wird der Notstand ausgerufen. Dem Canadian Interagency Forest Fire Centre (CIFFC) zufolge brennen rund 200 Feuer auf einer Fläche von fast 20.000 Quadratkilometern, das entspricht etwa der Fläche von Hessen. Die Flammen sind sogar vom All aus zu sehen. Der Rauch gelangt durch den Jetstream bis nach Europa, so dass die kanadischen Waldbrände auch den Himmel über Deutschland und Frankreich trüben.

2. Effektiver Klimaschutz würde sich nach einer aktuellen Studie der OECD und des UN-Entwicklungsprogramms UNDP auch wirtschaftlich lohnen, da Schäden des Klimawandels höher ausfielen als der Aufwand bei den Schutzmaßnahmen, besonders in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts.

3. Der Zustand der deutschen Wälder bleibt angesichts von Hitze, Trockenheit und Schädlingen ernst. 80 Prozent der Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen sind krank, so das Bundesagrarministerium. Der Anteil der gesunden Bäume hat sich in den letzten 40 Jahren fast halbiert und ist mittlerweile auf 21 Prozent gesunken.

4. Die deutsche Autoindustrie macht Druck auf die EU, die Klimavorgaben zu verwässern. In einem Zehn-Punkte-Papier fordert der „Verband der Automobilindustrie“ (VDA), das Verbrennerverbot 2035 de facto aufzuheben. Bisher ist vorgegeben, dass nach 2035 keine neuen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in der EU mehr zugelassen werden dürfen, außer sie fahren mit E-Fuels.

5. Nach einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kamen um 1900 weltweit noch bei gut einem Zehntel der Flächen Dürren vor – mittlerweile ist dies auf mehr als einem Fünftel der Landfläche der Fall.

6. Heftige Sturmböen des Sturmtiefs Ziros verursachen in Berlin zahlreiche Unfälle und mehr als 500 Feuerwehreinsätze. Der S-Bahn-Verkehr muss zeitweilig eingestellt werden. Eine Person kommt ums Leben gekommen, drei weitere werden lebensgefährlich verletzt.

7. Die neue Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Katherina Reiche, stellt beim »Tag der Industrie« das deutsche Ziel der Klimaneutralität bis 2045 infrage. Aus Reiches Sicht wäre es besser, nur das EU-weite Ziel 2050 anzustreben. Daraufhin kommt scharfe Kritik von den Grünen, die von einer „Bankrotterklärung der Energieministerin in der Klimapolitik“ sprechen.

8. Entgegen der Ankündigung im Koalitionsvertrag soll jetzt die Stromsteuer nicht „für alle“ gesenkt werden, sondern nur für Industrie und Landwirtschaft, aber weder für Verbraucher noch für das Handwerk. Hingegen will die Bundesregierung die Gasspeicherumlage reduzieren, was den Verbrauch dieses fossilen, klimaschädlichen Brennstoffs begünstigt.

9. Eine Hitzewelle erfasst die Mitte und den Süden Europas. In Spanien (El Granado, Andalusien) werden 46 Grad Celsius gemessen.